Mit unserem „Long-/Post-Covid-Symposium“ möchten wir mit drei Vorträgen über das Thema informieren und dabei über den aktuellen Stand immunologischer Prozesse bei der Erkrankung und die möglichen diagnostischen Ansatzpunkte berichten. Aus dem praktischen Alltag der Hygiene können zudem gemeinsame Lehren aus der Corona-Pandemie für die Infektionsprävention gezogen werden. Insbesondere freuen wir uns, dass wir mit Herrn Prof. Harald Renz – Autor des Buchs „Der Corona Atlas“ – und Herrn PD Dr. Reinhard Geßner zwei ausgewiesene Experten von der Philipps- Universität Marburg gewinnen konnten. Eine wissenschaftliche Kooperationsmöglichkeit mit den Kollegen in der Routineversorgung von Covid-19-Folgeerkrankungen möchten wir Ihnen ebenfalls kurz auf dem Symposium vorstellen.
Dem Immunsystem kommt eine entscheidende Bedeutung zu in Bezug auf die Abwehr des SARS-CoV-2 Virus. Wie bei anderen (respiratorischen) Viren auch spielt dabei die angeborene Immunität aber auch die adaptive Immunität eine entscheidende Rolle. In Bezug auf das Risiko für die Entwicklung von Long-COVID- / Post-COVID-Erkrankungen ist es von zentraler Bedeutung eine starke Gedächtnisantwort sowohl im Bereich der T-Zellen als auch im Bereich der B-Zellen (Antikörperproduktion) vorzuhalten. Die T-Zell-Antwort ist dabei sogar wichtiger und nachhaltiger als die Antikörper-Antwort, die relativ schnell nach einer natürlichen Infektion aber auch nach einer Impfung verschwindet. Neuere Studien zeigen, dass die beste Immunantwort die sogenannte „Hybrid“-Immunantwort ist, also die Kombination aus natürlicher Infektion und Impfung bzw. die Impfung mit verschiedenen Impfstoffen gegenüber der Impfung und Booster-Impfung immer mit demselben Impfstoff.
Die metabolische Konstitution des Patienten spielt eine weitere wichtige Rolle, da es zwischen Metabolismus und Immunsystem enge Wechselwirkungen gibt. So haben Patient*innen mit chronischen Lungenerkrankungen (Ausnahme Asthma), Diabetes, Kardiovaskulären Grunderkrankungen, chronischen Nieren- und Lebererkrankungen ein deutlich höheres Risiko für schwere Verläufe und für Long-COVID. Dies liegt im Wesentlichen darin, dass die bei diesen Volkskrankheiten zugrundeliegenden inflammatorischen Prozesse zu einem besonderen Muster und Typ der Entzündungsreaktion führt, der gegenläufig ist zu einer starken anti-viralen Immunantwort. Insofern ist eine Risikostratifizierung der Patientin oder des Patienten nötig, und zwar schon bereits in der akuten Phase, um die Progression von Langzeitproblemen nach Möglichkeit noch abzufangen, zu mildern oder gar ganz zu vermeiden.
Dieser Kurs ist von der Ärztekammer zertifiziert!
VNR 2760102022932530007
2 CME Punkte
Referenten:
Prof. Dr. med. Jan Kramer
Facharzt für Laboratoriumsmedizin
Facharzt für Innere Medizin
Hämostaseologe
Ärztliche Leitung
LADR Zentrallabor Dr. Kramer & Kollegen
Prof. Dr. med. Harald Renz
Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin, Pathobiochemie und Molekulare Diagnostik
Philipps-Universität Marburg
PD Dr. med. Reinhard Geßner
Stellv. Leiter des Instituts für Laboratoriumsmedizin, Pathobiochemie und Molekulare Diagnostik
Philipps-Universität Marburg
PD Dr. med. Tobias Kramer
Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin
MSc in Infectious Diseases (LSHTM)
ABS Experte (DGI)
LADR Zentrallabor Dr. Kramer & Kollegen